Donnerstag, 9. August 2012

"Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß" von Hiromi Kawakami

Deutsches Cover
Originalcover
Titel: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
Originaltitel: センセイの鞄 (Sensei no kaban)
Autor: Hiromi Kawakami
Genre: Romantik
Erscheinungsjahr: DE 2000 | JP 2000
Verlag: dtv
Preis: TB 8,90 EUR
Seitenanzahl: 192 Seiten

Kurzbeschreibung

Viele Jahre nach ihrem Schulabschluss trifft die 37jährige, alleinlebende Tsukiko auf ihren alten Japanischlehrer, der mittlerweile schon in Ruhestand gegangen ist. Monatelang begegnen sie sich scheinbar zufällig in einer Bar, trinken gemeinsam Sake und fühlen sich auf gewisse Art und Weise von einander angezogen...

Die ersten Sätze im Buch

„Offiziell müsste ich meinen alten Lehrer bei seinem vollen Namen nennen: Harutsuna Matsumoto-Sensei – Herr Lehrer Harutsuna Matsumoto-, aber für mich bleibt er einfach 'der Sensei'. Statt einer Berufsbezeichnung oder Anrede ist dieses Wort für mich zu einer Art Eigennamen geworden.
Ich hatte an der Oberschule Japanisch bei ihm, aber da er nicht mein Klassenlehrer war und ich mich nicht gerade überragend für sein Fach interessierte, hatte er keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Nachdem ich mit der Schule fertig war, sah ich ihn lange überhaupt nicht mehr.“

Meine Meinung

Das beste Wort, mit dem man diese Geschichte beschreiben kann, ist: subtil. Eine subtilere Liebesgeschichte habe ich bisher noch nicht gelesen.

Eine nicht verheiratete Frau ohne Kinder und beinah 40 Jahre alt, das scheint nicht die Norm zu sein in Japan. Oft wird auch darauf angesprochen, doch Tsukiko ist selbstbewusst und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Der einzige Mensch, der sie scheint zügeln zu können, ist der Sensei und das macht er bei ihr wie bei einem Kind oder einer Schülerin. Ich finde, er spielt eher eine Großvaterrolle und ich kam nicht recht los von diesem Gedanken, was dann durch die einsetzende Liebesgeschichte recht merkwürdig auf mich wirkte, doch das war eindeutig mein Fehler.

Anfangs scheint die Geschichte nur von Zufall zu leben, es passiert alles ohne recht ersichtlichen Grund, das hat mich ein bisschen verwirrt. Als Beispiel nehme ich hier ein Kapitel, in dem nicht viel passiert, außer dass sie gemeinsam über den Markt schlendern und er zwei Küken kauft, auf die im nachhinein überhaupt nicht eingegangen wird, was bei mir irgendwie als „fehlend“ empfunden wird.

Andererseits wirkt die Geschichte auch recht natürlich erzählt, alltäglich und trotzdem nicht langweilig, sich wiederholend und doch anders, förmlich und doch irgendwie vertraut.

Es sind die feinen Veränderungen im Ton der Erzählung, die das ganze so faszinierend machen und gleichzeitig so eigenartig, wenn man daran gewohnt ist, dass eine Geschichte von ungewöhnlichen Ereignissen und Abenteuern lebt, die hier größtenteils fehlen. Es ist eher wie ein leise vor sich hin plätscherndes Bächlein, der sich langsam aber stetig zu einem kleinen Bach entwickelt, ohne gleich reißend zu werden.

Es ist einfach eine Geschichte, bei der es schwer ist, sie in Worte zu fassen.
Macht euch selbst ein Bild und lest diesen Roman, diese Erfahrung werdet ihr nicht bereuen.

Weitere Bücher der Autorin (Auswahl):
"Herr Nakano und die Frauen"
"Am Meer ist es wärmer"
"神様" (Kamisama = Gott)
 
5 von 5 Punkten

...allein schon dafür, dass dieser Roman mich so nachdenklich gemacht hat!

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