Montag, 3. September 2012

"Wir beide, irgendwann" von Jay Asher und Carolyn Mackler

Deutsches Cover
Originalcover
Titel: Wir beide, irgendwann
Originaltitel: The Future of Us
Autoren: Jay Asher und Carolyn Mackler
Genre: Jugendbuch, Romantik
Erscheinungsjahr: DE 2012 | US 2011
Verlag: cbt
Preis: HC 17,99 EUR
Seitenanzahl: 400 Seiten


Kurzbeschreibung

1996 - Die 16jährige Emma bekommt von ihrem Vater einen Computer geschenkt. Als sie und ihre Sandkastenfreund Josh sich das erste Mal via AOL ins Internet einloggen, stoßen sie auf "Facebook" - eine Internetseite, die es eigentlich noch nicht geben sollte und die scheinbar einen Blick in die Zukunft gewährt. Während Josh später eine Traumfrau heiraten und reich sein wird, scheint Emmas Leben den Bach runterzugehen und das gilt es zu verhindern...

Die ersten Sätze im Buch

"1://EMMA

Ich kann heute nicht mit Graham Schluss machen, obwohl ich meinen Freunden angekündigt habe, dass ich es bei nächster Gelegenheit tun würde. Stattdessen verstecke ich mich in meinem Zimmer und nehme meinen neuen Computer in Betrieb, während er im Park auf der anderen Straßenseite Ultimate Frisbee spielt.
Mein Vater hat mir den Computer geschickt, wieder mal ein Geschenk, das seinem schlechten Gewissen geschuldet ist. Letzten Sommer, bevor er mit meiner Stiefmutter von Pennsylvania nach Florida gezogen ist, hat er mir den Schlüssel seines alten Honda in die Hand gedrückt und sein neues Leben gegonnen. Jetzt haben
sie ihr erstes Baby bekommen und ich bekam dafür diesen Computer inklusive Windows 95 und Farbbildschirm."

Meine Meinung
 

Ich habe mich wirklich sehr auf das Buch gefreut und hab es auch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Was davon blieb, ist ein kleines Mischmasch an Gefühlen, die ich nicht komplett sortieren kann.

Der Schreibstil ist einfach und lässt sich flüssig lesen, man bekommt einen kleinen Einblick von sieben Tagen in das Leben zwei junger Menschen, die noch viel vor haben und sich nun Sorgen um ihre Zukunft machen.
 

Emma und Josh sind die Protagonisten dieser Geschichte, sie erzählen jeweils abwechselnd aus ihrer Sicht von ihren Erlebnissen und Entdeckungen in dieser einen besonderen Woche und man kann prima ihre Wege und Gedanken nachverfolgen. Während Josh noch innerlich mit sich kämpft, damit alles so klappt, wie es seine Zukunft auf Facebook vorhersagt, ist Emma darauf übergegangen, so wenig von ihrer Zukunft wahrwerden zu lassen wie möglich. 

Ihn fand ich recht sympathisch, sie dagegen war mir etwas zuwider, da sie zu extremer Naivität in Form von mädchenhaften Schwärmereien zu neigen scheint, was einfach auf die Nerven geht. 

Die Geschichte an sich weist - meiner Meinung nach - einen großen Logikfehler auf...
 

Jedes Mal, wenn die beiden zu Facebook gehen und schauen, wie es in 15 Jahren aussieht mit deren Leben, ändert sich eine Kleinigkeit. Aber rein logisch betrachtet kann dies nicht sein, da in den nächsten 15 Jahren schließlich auch die paar Tage mit drin eingebunden sein müssen, in denen sie Facebook entdecken - d.h. eigentlich müssten sie all das in der Zukunft tatsächlich kennen und auch dementsprechend wenig änderbar ist diese dann auch. Es sein denn, sie schauen in ein Paralleluniversum oder ähnliches, dann aber macht es keinen Sinn, dass ihre Handlungen in der einen "Welt" Auswirkungen auf die andere "Welt" haben. 

Diese eine Sache hat mich wirklich gestört, doch ich lasse das Buch mit seinem phantastischen Element und nehme es jetzt einfach so hin, dass es wohl keinen Sinn haben muss, denn der wahre Kern dieser Geschichte liegt nicht in der "Zeitreise" sondern im sozialkritischen Bereich, der sich hauptsächlich um das bereitwillige Teilen von intimen Informationen mit fremden Menschen im digitalen Zeitalter dreht.

Man sieht, wie leicht es ist, ein sehr persönliche Informationen zu kommen, und dass es die Menschen von heute scheinbar gar nicht so auffällt, WAS sie ihren Mitmenschen tatsächlich erzählen. Es ist ja noch schön, wenn man über glückliche Momente oder sowas berichtet (z.B. "Ich werde Vater!"), aber was wirklich nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte, sind Aussagen, die wohl eher auf Mitleid bei den anderen treffen und die man normalerweise auch nicht so in die Welt hinausposaunen würde (z.B. "Und schon wieder verbringe ich den Tag allein." oder "Mein Mann war schon seit drei Tagen nicht zu Hause, angeblich ist er 'Angeln'. Weiß jemand, wo er in Wirklichkeit ist?"). Wahlweise sieht man auch bei einigen den Zwang, ihre alltäglichen Kleinigkeiten mit jederman zu teilen (z.B. "Heute gab es Pizza."). Und da ist dieses Buch eigentlich recht deutlich geworden, mit seiner Aussage, dass man einfach zu viele seine persönlichen Informationen ins Netz schickt. Ganz witzig fand ich dieses Zitat: "Wir dürfen doch wegen Facebook nicht unser ganzes Leben über den Haufen werfen." (S. 153) Treffend.


Neben dem gesellschaftskritischen Aspekt gibt es natürlich noch etliche andere Andeutungen in Bezug auf technologischen Fortschritt innerhalb von 15 Jahren und andere Kleinigkeiten (z.B. auf Bücher, Filme, Serien, die erst nach 1996 erscheinen, heute aber schon beinah zu den "Klassikern" gehören).
 

Ich habe mich auch ein bisschen zurückerinnern können, an meine eigene Kindheit in den 90er Jahren, was ein sehr netter Nebeneffekt war.
Der romantische Teil der Geschichte war nicht gerade überragend, er war eher niedlich, hat aber auch keinesfalls gestört.

Auch wenn ich das Zeitparadoxon blöd finde, würde ich das Buch weiterempfehlen, allein aufgrund der Sozialkritik und des Hauchs eines nostalgischen Faktors.


4,5 von 5 Punkten

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